Die Dortmunder Mitternachtsmission e.V. unterhält eine anerkannte spezialisierte Fachberatungsstelle für Prostituierte und Betroffene von Menschenhandel.
Am 30.07. ist der Internationale Gedenktag gegen Menschenhandel. Aus diesem Anlass berichten wir, wie sich die Situation bezüglich dieser Problematik aktuell in Dortmund darstellt – über die schwierige Lebenssituation unserer von Menschenhandel betroffenen Klient*innen und wie wir als Fachberaterinnen helfen können.
Die Dortmunder Mitternachtsmission bietet seit 1995 im Rahmen eines spezialisierten Unterstützungskonzeptes Schutz und Hilfe für Opfer von Menschenhandel an.
Und auch in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Prostitution haben wir immer wieder Kontakt zu Mädchen, die von Menschenhandel und sexueller Ausbeutung betroffen sind.
Im Rahmen unseres dezentralen Unterbringungskonzeptes und intensiven psychosozialen Beratung und Betreuung für Opfer von Menschenhandel können wir überwiegend Frauen und Mädchen (zunehmend jungen Männern und Jungen) Schutz und umfassende Hilfe gewähren. Immer mehr von Menschenhandel betroffene Frauen und Mädchen insbesondere aus westafrikanischen Ländern suchen bei uns Zuflucht und Unterstützung.
2023 haben wir 435 Opfer von Menschenhandel betreut. Ein großer Teil der Frauen ist schwanger oder bringt kleine Kinder mit. So haben wir 2023 355 Kinder der von Menschenhandel betroffenen Frauen mit betreut.
Von den 79 Kindern und Jugendlichen in der Prostitution, zu denen wir 2023 Kontakt hatten, wurden 17 als Opfer von Menschenhandel bereut. Die Gefahr, Opfer von Ausbeutung und Gewalt zu werden, ist für die jungen Mädchen, die sich prostituieren, sehr hoch. Dies betrifft zum Beispiel die Mädchen ober junge Frauen, die Opfer der sogenannten Loverboy-Methode werden. Viele der Mädchen werden durch Streetwork erreicht, andere erfahren von unserem Hilfeangebot durch die Präventionsarbeit z.B. an Schulen oder nehmen Kontakt über unser Onlineberatungsangebot zu uns auf.
Die hohen Klient*innenzahlen bedeuten für unsere Beratungsarbeit eine hohe Herausforderung. Der überwiegende Teil der von Menschenhandel betroffenen Klient*innen kommt aus westafrikanischen Ländern.
Schon bei dem ersten Kontaktgespräch ist es oft unerlässlich, Sprachmittlerinnen mit den entsprechenden Sprachkenntnissen und kulturellem Hintergrundwissen mit ein zu beziehen, um heraus zu finden, was der Hilfebedarf ist und um das dringend notwendige Vertrauen aufzubauen. Glücklicherweise haben wir Mitarbeiterinnen aus unterschiedlichen westafrikanischen Ländern (Guinea, Gambia, Ghana), ohne die die Arbeit mit den Klient*innen kaum möglich wäre. Leider sind die Stellen im Rahmen des Projektes „Empowerment für Flüchtlingsfrauen“ von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration nur bis 2024 befristet. Danach ist das Projekt beendet.
Bei den minderjährigen Mädchen, die sich prostituieren, muss auch zunächst Vertrauen aufgebaut werden, um Kontakt zu bekommen und weitergehende Schritte einleiten zu können. Dies bedarf einer extrem hohen Flexibilität der Mitarbeiterinnen. Das soziale Umfeld wie Familie, Freund*innen, Lehrer*innen wissen häufig nicht, in welcher Situation sich die Mädchen befinden oder sie sind rat- und hilflos. Deshalb ist Information und Sensibilisierung zu der Problematik ein wichtiger Arbeitsschwerpunkt.
Opfer von Menschenhandel, die oftmals in einem sehr schlechten physischen und psychischen Gesundheitszustand und durch ihre Erlebnisse schwer traumatisiert sind besonders vulnerabel, werden von den Täter*innen bedroht und brauchen daher Schutz und intensive Unterstützung. Sie haben besondere Schutzrechte, die den Aufenthalt und die Hilfe zum Lebensunterhalt und Krankenhilfe betreffen. Diese müssen aber oftmals in langwierigen Verhandlungen durchgesetzt werden. Ohne die Unterstützung durch die Fachberatungsstellen würden einige Frauen obdachlos werden oder verhungern. Hier wünschen wir uns eine Stärkung der Rechte der Betroffenen und die konsequente Umsetzung. Dazu ist eine Stärkung der Hilfestrukturen notwendig, also der Fachberatungsstellen, aber auch der Polizei.
Um Erfolge in diesem Arbeitsfeld erreichen zu können, ist eine gute Kooperation dringend notwendig. In Dortmund schätzen wir uns glücklich, dass wir verlässliche und engagierte KooperationspartnerInnen z.B. bei der Polizei, Ämtern, in der Jugendhilfe, bei anderen Beratungstellen und den Wohlfahrtsverbänden haben. Und wir wollen gerne unser Netzwerk weiter ausbauen.
Aber auch auf Landes- und Bundesebene sind wir gut vernetzt in der NRW Vernetzung Menschenhandel, im bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel -KOK e.V. und bei Ecpat Deutschland e.V., der als einen wichtigen Schwerpunkt zu Menschenhandel mit Minderjährigen arbeitet.